Sonntag, 25. Dezember 2022

Ponita & Wolfiana: Kapitel 10 - Pro Ponita, contra Wolfiana

 

Kapitel 10

Pro Ponita, contra Wolfiana

Wolfiana raste auf ihren Vater zu und schrie "Baba!"; dann erzählte sie ihm alles, was geschehen war.
Wolfimir Wolfimirowitsch Kremlin staunte nicht schlecht. "Lass uns das sofort aufschreiben", forderte er. "Ich werde alles notieren, das Blatt lochen und in einem Ordner abheften. Wer weiß, vielleicht ist uns das irgendwann mal nützlich! Jedenfalls werden wir uns merken, dass wir Ponita nicht mögen sollen und ihre ganze Familie am besten sofort meiden, falls wir je wieder mit iht zu tun haben werden." Seine scharfen, blauen Augen eines gierigen, manierenlosen Wolfes aus den kalten, verschneiten Wäldern Nord-Europas- und Asiens blitzten amüsiert-bösartig.

Nach einer Stunde aß Wolfiana alles essbare auf, was es im Haus gab.
"Jetzt musst du uns aber ganz viel neues Essen besorgen, sonst verhungern wir hier noch", schrie Wolfianas Mutter Wolfatiana. "Der Supermarkt ist weit weg und es kostet unserem armen Klapperautochen ganz viel Energie, dorthin zu fahren, Wolfiana Wolfatiankowa! Unser Automobil raucht schon ganz viel, und der Auspuff... Ach, das merkst du dir ja sowieso alles nicht." Die große, schlaksige Wölfin seufzte genervt und schüttelte den Kopf in Wolfimirs Richtung.

Nachdem Wolfiana (unter großem Druck ihrer Eltern) alles nötige besorgt hatte, erzählte sie nun auch ihrer Mutter von dem riesigen Erlebnis, das aus einem normalen Tag heraus entstanden war. Wolfatianas Unterkiefer klappte nach unten. "Schreib das auf!", befahl sie dem verärgerten Wolfimir. Er brummte: "Tu ich doch schon, du! Kannst du nicht sehen, dass ich hier was auf mein Papierchen kritzele, Wolfatiana Kremlin?!" Sein weißes Fell färbte sich leicht rot vor unnötigem Zorn.

Währenddessen amüsierte Ponita sich zu Hause. Sie spielte mit ihrem selbstgenähten Filz-Täschchen. Es war helltürkis und es prangte ein schimmernder grauer Knopf darauf. 

Es dämmerte. Ponita stand auf, legte die Tasche ab und sah aus dem Fenster. Sie hörte das Läuten der Kirchglocken. Die Stunden vergingen und es wurde eine sternenklare Nacht. 

Ponita lehnte sich an die Fensterbank und beobachtete die funkelnden Sterne. Den Mond konnte sie auch sehen. Nach einer Weile ging sie ins Bett und träumte die besten Träume.Alles war so perfekt, wie es auch voher gewesen war. Ponita fand das sehr gut.


Am nächsten Morgen war Ponita schon früh wach, während Wolfiana noch tief und fest schlief und dabei lärmend scharchte. Als der Wecker klingelte, stöhnte sie wie ein Bär nach dem Winterschlaf und gähnte minutenlang.

"Jetzt steh endlich auf, mit deinem Stöhnen quälst du nur unsere Ohren und vertreibst dir die Zeit", schrie Wolfimir aus der Küche, während er gerade ein Häufchen im Haus zusammengekehrter Körner in einer rostigen Pfanne mit wenigen Tropfen alten Öls briet.
"Prima", lobte Wolfatiana seine angeblichen Kochkünste, und gab sechs große Löffel grobes, bräunliches Mehl dazu.
Nach einer Weile nahm Wolfimir die so gebackenen Fladenbrote aus der Pfanne. "Das ist mein bestes Vollkornbrot", sagte er. Die Fladen hatten die Form von Reibekuchen. 

Als alle aufgegessen und sich (sehr schlampig) die Zähne geputzt hatten, zupfte Wolfiana an ihrer selbstgeschnitzten bananenförmigen Gitarre. Die Saiten bestanden aus Wollfäden. Die Musik klang sehr schief, doch Wolfiana gefiel sie. Dazu sang sie dieses Lied:

"Schalalalalala, juhu ich bin wieder da, ich hab' die Abenteuer satt, ich hab' die Nase voll, lalalalalala, mein Haus hat auf mich gewartet, und jetzt bin ich wieder hier, schala - ja! Das ist supertoll! Schalala-hahaha!" Es war überhaupt nicht melodisch und Minuten nachdem sie es gesungen hatte, dröhnte es dem laut fluchenden Wolfimir in den Ohren, die sehr empfindlich waren, was er natürlich nicht zugab.

 

Unterdessen saß Feldmausina auf einem Sofa. Sie hatte Ponita und Wolfiana in diesem Moment vergessen. Sie las ein Buch. Als sie ein Kapitel gelesen hatte, stand sie auf und ging zum Balkon. Die Frühlingssonne schien hell am Himmel und die Luft war frisch. 

In Wolfianas Heimat zogen dunkle Wolken auf. Gleich darauf begann ein fürchterliches Gewitter. 

"Wie das donnert und lärmt! Das stört mich!", schrie Wolfiana aus vollem Hals.
"Schrei nicht so!", schimpfte Wolfimir, der alles immer so negativ wie möglich betrachtete.
"Ja ja, schon gut", sagte Wolfiana völlig genervt. In diesem Augenblick sah sie einen Blitz. Dann hörte man ein Donnern. Das Haus vibrierte und die Bewohner wurden richtig durchgeschüttelt. 

"Wie blöd! Unsere Hütte wackelt!", sagte Wolfatiana. "Sie ist doch nicht morsch wie ein alter Baum, nur etwas krumm. Leider wird dieser Sturm unsere ärmliche Behausung bestimmt kaputt machen."

Wolfimir geriet in Panik. "Schade, unser unendlich tolles Haus wurde beschädigt!", kreischte er. 

Es ging ein tiefer Riss durch das Dach und die Wände. Das Haus fiel in sich zusammen.

 

E N D E

Ponita & Wolfiana: Kapitel 9 - Ganz fern

 

Kapitel 9

Ganz fern

Wofiana hatte sich in dem Wald verirrt und stand nun auf einer Lichtung. Ohne es zu ahnen, wurde sie dort von einer Überwachngskamera gefilmt. Vier Tage später sah ein Tiger namens Ting diese Filmaufnahme und zeigte sie auch seiner Freundin Tiglischa. "Die scheint mir eigentlich recht sympathisch zu sein. Ich habe das Gefühl, dass sie dafür gemacht ist, vorteilhafte Kompromisse einzugehen." Er strich seiner kleinen Tochter Tigia mit der borstigen Pfote über den Kopf und kicherte leise.

Schon bald hatte Wolfiana wieder den richtigen Weg gefunden. Während sie da lief (und nicht wusste, ob das überhaupt der richtige Weg war), dachte sie an alles mögliche. Das heißt, dass ihre Gedanken ganz schön verrückt waren. Sie dachte an Personen aus Büchern, Filmstars und Schauspieler, aber auch an ihre Eltern, ihre Vorfahren, ihre freunde, ihre Vorbilder, Ponita und Feldmausina. Aber weil keiner in ihren Kopf hineinschauen konnte, konnte auch niemand ihre wirren Gedanken lesen und sehen. Und vielleicht wollte das auch gar keiner, denn wer weiß... Es kann ja sein, dass ihre Gedanken extrem bösartig und abschätzig waren.

Wolfiana freute sich, als sie merkte, dass sie wieder in der Nähe ihres Zuhauses war. Nur noch vier Kilometer musste sie laufen. Sie fing unbegründet an, laut und wild  zu lachen. Dabei riss sie ihr mit spitzen, gelben Zähnen ausgerüstetes Maul weit auf und ließ ihre rote Schlabberzunge sehen. Aber niemand sah sie, weil sie ja absolut allein war und niemand sich in ihrer Nähe befand. Das störte Wolfiana übrigens nicht im Geringsten.

Jetzt waren es nur noch drei Kilometer bis zu ihrem Haus, das erkannte Wolfiana Wolfiasia Wolfatiankowa Wolfimirowa Kremlin sofort. Freudig fing sie an zu rennen. Sie wurde immer schneller. Mit großer Geschwindigkeit raste sie in die Richtung ihres Zieles. Während sie lief, summte Wolfiana ein Liedchen. Durch ihre gute Stimmung wurde sie immer lauter und ihre Beine trugen sie im Rhythmus der selbst erfundenen Melodie.

In dem Moment, als das Lied zu Ende ging, erblickte Wolfiana stolz ihr Haus. Sie rannte noch schneller und erreichte endlich die Tür. Schnell schwang sie diese auf und düste hinein. Als sie drin war, wurde sie von einem ihr völlig fremden Gefühl übermannt: Der Freude, die weder Schadenfreude noch eine sonstige negative Freude war. Nein. Diesmal war ihr Gefühl rein positiv. Und das kam nur sehr, sehr selten vor, weil sie an sich eigentlich immer negativ war... Und auch sein wollte. Es war ihre Entscheidung gewesen, böse zu werden!

Ponita & Wolfiana im Gymnasium: 5. Ponita

5. Ponita Die neue Freundschaft mit Hazian und Luchsa Gerade ist Mittagessen. Die Mensa ist oben, deshalb müssen wir innerhalb der Schule im...