Samstag, 26. April 2025

Ponita & Wolfiana in der Schule: 9. Die schreckliche Verabredung

9. Die schreckliche Verabredung

"Baba! Babaaa!", schrie Wolfiana an Schulschluss über den ganzen Pausenhof, als sie ihren Vater sah.
Wolfimir Wolfimirowitsch Kremlin grunzte und verschränkte die Arme. "Was gibt's denn, dass du schon so laut lärmen musst?!", ärgerte er sich. "Schnell! Na los! Was gibt's denn jetzt?! Ich will losfahren! Hab nicht endlos Zeit! Willst du etwa, dass die anderen unser Auto sehen? Komm jetzt!"
Wolfiana machte keine Anstalten, zu ihm zu kommen. "Ja, will ich! Ich will, dass die anderen unser Auto sehen!", brüllte sie zu ihm rüber. "Ich will mich endlich mal verabreden, bei mir! Und jemand soll mitkommen und ins Auto steigen und das Auto sehen!"
Wolfimir kam auf sie zu. "Na schön, ein mal. Aber wen willst du mitnehmen? Los! Sag jetzt, wir müssen jetzt los!"
"Ich will mich mit Bisoumes verabreden! Ich will ihn ärgern!", schrie Wolfiana.
"Wer ist das, Bisoumes?! Kenn ich nicht! Geht nicht! Keine Fremden!"
"Dann eben Pumos!"
"Kenn ich auch nicht! Warum verabredest du dich nicht einfach mit Bärwan, Elchja und Tigrina? Die kennst du schon lange und mit ihnen verstehst du dich gut!"
"Nö, nicht mehr! Haben uns gestritten!"
"Jetzt denk doch mal nach! Du kannst dich nicht einfach auf Kosten deiner Eltern mit deinen besten Freunden streiten! Und hast du nicht irgendwelche Freunde aus der Schule?"
"Ja, hab ich, Tigia! Die hat aber heute Ballett!"
"Entscheide dich endlich! Ich hab nicht endlos Zeit und wenn das so weitergeht, verabredest du dich einfach gar nicht, klar? Das erspart mir 'ne Menge Mühe!"
"Wessen Eltern kennst du überhaupt? Du bist mit den Kontakten gar nicht mehr aktuell, Baba!"
"Ich kenne nur die Eltern von deinen Ex-Freunden, Ting und Taigsha Shi und Ponys
ław Nowak, DEN ICH HASSE!" Wolfimir nahm Wolfiana den schweren Ranzen ab und knallte ihn wütend auf den Boden, wobei ihre Tuppadosen hinauskullerten, weil Wolfiana sich nicht die Mühe gemacht hatte, den Reißverschluss in ihrem Ranzen vernünftig zu schließen. Sie sprang auf und brüllte: "Sammel das wieder ein, Baba! Und ich will mich mit Ponita verabreden, damit ich sie mobben kann! Und du musst ihren Vater anrufen!"
"Nein, das machst schön du, Wolfiana! Ich hab noch viel zu tun und bin im Stress, weil du mir ganz viel Zeit geraubt hast! Los, steig ein und räum deinen Ranzen auf!"

Am nächsten Tag fand die Verabredung nach der Schule leider tatsächlich statt.
Ponita fiel auf, dass das Kremlin'sche Auto gar kein richtiges Auto mehr war: Eher sah es aus wie ein antikes Gestell aus rostigen Metallstangen, Glas und Rädern. Das Kennzeichen war sehr schmutzig und kaum noch zu erkennen, das Lenkrad mit abgewetztem braunem Kuhleder überzogen, die Sitze aus Filz und dünnem Leinen und das durchsichtige Dach mit Guano übersät.
Während der Fahrt (die sehr holprig war und über jede Menge Hügel führte) quälte Wolfiana Ponita schon genug, in dem sie ihre Stiefel und Socken auszog und ihre stinkenden Füße mit langen, ungepflegten Krallen an den Zehen an Ponitas Nase hielt. Das war ohne Probleme möglich, da es keine Gurte zum anschnallen gab. Doch all das war bloß der Anfang. In Wolfianas Haus erwartete Ponita vieles, das sie sich gar nicht hätte vorstellen können. Alle Wände waren bemalt, beklebt und bekritzelt. Wolfiana hatte in unleserlicher, krakeliger Schrift überall "Wolfiana", "Wolfimir", "Wolfatiana", "Kremlin", "Baba" und "Mama" draufgeschrieben, und das mehrmals, immer -und immer wieder, sodass die Wände schon mit einem hässlichen, abstrakten Wörter-Krickelackrack bedeckt waren.

 In allen Ecken des Hauses lagen Körner und Staub zu kleinen Häufchen zusammengekehrt, die Wolfimir laut Wolfiana am Ende der Woche alle einsammelte, um aus ihnen sein berüchtigtes "Vollkornbrot" zu backen, das eher den Namen "Eklige Fladen-Puffer" verdient hätte. Im Wohnzimmer stand ein altmodischer kastenförmiger Fernsehapparat, dessen dunkelbraune Farbe bereits abblätterte und der mit gelblichen, schmutzigen Tesafilmstreifen beklebt war. Es dauerte Minuten, bis er anging, und ungefähr jede Minute stürzte er ab, ging aus und musste neu gestartet werden.
Die mit Spinnweben behangenen Holzbalken an der Zimmerdecke sahen in Ponitas verwöhntem Auge modrig und instabil aus. An der Wand über dem speckigen, harten Sofa hingen an rostbraunen, krummen Nägeln verblichene Schwarz-Weiß-Fotos von unfreundlich aussehenden Wölfen, die vermutlich die Vorfahren von Wolfiana waren und fast alle miesepetrig dreinschauten. Eigentlich alle bis auf eine einzige Wölfin, die künstlich lächelte. Sie hatte verlängerte Wimpern und Kunstnägel an den Fingern - was sie nicht sympathischer machte, im Gegenteil. Ponita hoffte, Wolfiana würde nie so aussehen wie sie, denn sie erkannte sofort, dass diese Wölfin darauf aus gewesen war, anderen zu gefallen. Eine andere Wölfin (die nicht lächelte) sah sehr müde und ausgelaugt aus. Sie hatte die Form eines Kartoffelsacks und die Arme verschränkt. Die dritte Wölfin, von der es ein Foto gab, hatte einen gestressten Gesichtsausdruck und trug ein Kopftuch und einen Kittel. Sie war dabei, eine Maschine zu betätigen. Im Hintergrund standen noch andere arbeitende Wölfinnen, die genau die gleiche Kleidung trugen wie sie. Auf dem Rahmen stand in einer unordentlichen Handschrift geschrieben: Die Genossin Wolfia Eisesnewin. Auf dem Rest der Fotos waren männliche Wölfe zu sehen. Das, das am neusten aussah, war von einem Wolf, der Wolfianas Vater sehr ähnlich sah. Er hatte einen dichten Schnurrbart, eine große, schwarze Nase, lange möhrenförmige Ohren, gepflegte Augenbrauen und einen eiskalten Blick. Er trug eine abgewetzte Uniform und hatte eine Medaille um den Hals hängen. Wolfimir Wolfijitsch Kremlin, stand unter dem Foto auf dem Rahmen. Ein anderer Wolf mit einer Narbe, einem gefährlichen Blitzen in den Augen und mürrischem Gesichtsausdruck hatte einen nicht beschrifteten Rahmen aus Holz. Er trug ein schmutziges Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln und einem dunklen Fleck, wahrscheinlich einem Blutfleck. Er hatte sich das Hemd in die Hose gestopft und sein Gürtel, andem ein Knüppel und eine Pistole befestigt waren, war sichtbar. Er schien ein kaputtes kleines schäbiges Haus in einer unwirtlichen Gegend zu bewachen. Ein dritter hatte ein sehr schmales Gesicht mit hohen Wangenknochen, ein schütteres Ziegenbärtchen und lange Krallen. Mit seinen Pfoten hielt er ein Gewehr fest.

Jedenfalls war Ponita mehr als froh, als die Verabredung endlich vorbei war. Sie hatte so viele neue (negative) Eindrücke wahrgenommen, dass sie nur noch nach Hause wollte, um die gewohnten Dinge zu sehen. Jetzt hatte sie ein neues Bild von Wolfiana und ihrem Haus - und ein positives war es nicht gerade.

Mittwoch, 2. April 2025

Ponita & Wolfiana in der Schule: 8. Emmas Geburtstag

 8. Emmas Geburtstag

Emma Schwarzwälder-Kirschtortenschinken, die kleine dunkelbraune Stute mit der weißen Mähne, die Freundin von Ponita und Tochter von Herr und Frau Schwarzwälder-Kirschtortenschinken, hatte Mitte Mai Geburtstag. Sie feierte ihn zuerst am Wochenende mit ihren Eltern und ihrer Familie und dann zum zweiten Mal mit ihren Freunden mitten in der Woche. Sie wurde 7 Jahre alt und lud die ganze Klasse zur Geburtstagsfeier ein. Ein paar Tage vorher gab sie allen Kindern aus der Klasse Einladungen. Alle außer Tigia konnten kommen, denn die hatte an dem Wochentag, an dem Emma ihren achten Geburtstag nachfeierte, Klavierunterricht und ihre Eltern erlaubten ihr nicht, die Stunde ausfallen zu lassen, nur um zu der Geburtstagsparty gehen zu können.

Nach der Schule versammelten sich die Schüler auf dem Pausenhof und folgten Emma  bis zu ihrer Wohnung, die bequem zu Fuß zu erreichen war.
Drinnen aßen sie erst mal Kuchen (mit ordentlich Sahne und vielen Kirschen).
Ponita und Hanusz bemerkten, dass Wolfiana ein Kuchenstück nach dem anderen mit offenem Mund hinunterschlang und dabei laut und genussvoll schmatzte. 

Als sie satt war, wischte sie sich die Krümel nicht vom Maul und präsentierte allen voller Stolz die Sahneflecken auf ihrer Nase.
 

Dann trampelte sie mit ihren stinkenden Füßen auf der gemütlichen Couch im Wohnzimmer herum (zum Glück hatte sie wenigstens die Stiefel ausgezogen). Schon bald hatte sie die Lust an ihrem langweiligen Spiel verloren und rannte laut grölend die unter ihrem Gewicht knarzende Holztreppe zu Emmas Zimmer hinauf, setzte sich ganz oben angekommen auf das Treppengeländer und sauste unter Gekreisch und Gelächter wieder hinunter.
Emmas Mutter hob ärgerlich die Augenbraue und musterte Emma, als wollte sie sagen: "Also echt, Emma! Wen hast du mir denn hier ins Haus geholt? Dieses Tierkind hat einfach keine Manieren! Musstest du mir wirklich die ganze Klasse - eine Horde von wilden und chaotischen Waldbewohnern - auf den Hals hetzen, und dann auch noch diese barbarische Wölfin? Ich frage mich, ob das alles wirklich deine Freunde sind - oder ob du vielleicht auf die falsche Bahn geraten bist..."
Emma fummelte an ihrem Rock herum und drehte sich im Kreis.

Später spielten Emma, Ponita, Hanusz, Wolfiana, Bisoumes und Pumos "Reise nach Jerusalem. Emmas Mutter nahm die Stühle weg und spielte die Musik ab. Zuerst flog Hanusz raus, dann Pumos, dann Bisoumes. Als die drei Mädchen übrig blieben, spielte Emmas Mutter die Musik besonders lange ab und stoppte sie dann ganz plötzlich. Ponita wollte sich gleichzeitig mit Wolfiana auf einen Stuhl setzen, aber Emma kam ihr zuvor und Ponita flog raus. Emmas Mutter nahm den Stuhl, auf dem Wolfiana gesessen hatte, weg, spielte die Musik und stoppte sie wieder. Der Stuhl, auf den sich Ponita hatte setzen wollen, war übriggeblieben. Jetzt ging es ernsthaft um Schnelligkeit. Emma und Wolfiana kämpften um den Stuhl - Ponitas Stuhl. Fand sie. Und Wolfiana gewann. Nachher war Ponita sogar ziemlich froh über Wolfianas Sieg, denn bei allen anderen Spielen, die sie spielten, gewann entweder Emma oder Bisoumes.

Als sie abgeholt wurde, war Ponita sehr müde. In der Nacht schlief sie schnell ein.

Ponita & Wolfiana in der Schule: 7. Hanusz und Ponitas Projektvorstellung

7. Hanusz und Ponitas Projektvorstellung

Als sie nach den Ferien wieder in der Schule waren, lernten Hanusz und Ponita zufällig von Hasinde etwas über Projekte. Ein anderes Wort dafür war Präsentation oder Referat.
Hanusz und Ponita waren sofort begeistert von der Idee, überhaupt ein Projekt zu machen, und beschlossen, gemeinsam eins zu starten. Auf das Thema konnten sie sich schnell einigen: Wolken. Das war ein Thema, das sowohl Jungs als auch Mädchen interessierte und wirklich höchst interessant war.
Ponita und Hanusz recherchierten viel im Internet über Wolken und fanden seriöse Seiten, die ihnen zuverlässige Informationen lieferten. Die beiden kleinen Tierkinder schrieben das, was dort stand, eifrig von den Tablets ab. Sie brauchten mehrere Wochen dafür, das Projekt fertigzustellen.

Schließlich war das Werk fertig. Das Projekt von Hanusz und Ponita sah so aus:

Hanusz und Ponita stellten ihr Projekt an einem Mittwoch vor.
Ponita war aufgeregt. Hanusz nicht. Sie hatten genug geübt und konnten ihre Texte flüssig vorlesen. Auswendig konnten sie sie allerdings nicht. Das mussten sie aber auch gar nicht.
Die Projektvorstellung klappte reibungslos. Wolfiana verhielt sich ausnahmsweise sehr ruhig und still. Wahrscheinlich, weil sie zu fasziniert war, um etwas zu sagen.
Am Ende der Projektvorstellung bekamen Hanusz und Ponita ordentlich Applaus und Hasinde fragte die anderen Tierkinder, ob sie Fragen oder Feedback hatten. Sofort meldeten sich viele.
Ponita und Hanusz nahmen die Mitschüler abwechselnd ein nacheinander dran.

Nach Schulschluss gingen sie stolz und erleichtert mit gutem Gewissen und dem Wissen, etwas Großes geschafft zu haben, nach Hause. Wolfiana würde nie so ein Gefühl verspüren können. Dafür war sie schon viel zu bösartig.

Ponita & Wolfiana im Gymnasium: 5. Ponita

5. Ponita Die neue Freundschaft mit Hazian und Luchsa Gerade ist Mittagessen. Die Mensa ist oben, deshalb müssen wir innerhalb der Schule im...