Freitag, 9. Mai 2025

Ponita & Wolfiana im Gymnasium: 3. Bisoumes und Wolfiana

  

3. Bisoumes & Wolfiana

Bisoumes

 Wolfiana, Tigia und Co.: Meine Meinung

Tigia hat gelogen. Sie hat nämlich gesagt: Keiner weiß das, aber: Bisoumes hasst mich schon seit dem ersten Tag in der Grundschule, genauso doll wie jetzt. Das stimmt aber nicht. Sie ist bloß total pessimistisch - dadurch, dass sie's abstreitet, nur umso mehr!!! - und dazu voll die Lügnerin und Petze. In der ersten und zweiten Klasse hatte ich noch keinen Hass auf sie, sondern auf Wolfiana. Damals war ich noch voll UNCOOL und gar nicht ich selbst. Inzwischen hab ich kapiert, dass Wolfiana eigentlich richtig GEIL ist. Wir beide sind uns nämlich vom Wesen her ziemlich ähnlich, ist mir aufgefallen. Wolfiana hat neulich 'ne ULTRAKRASSE Ausstrahlung und durch sie werde ich arg beliebter.
Dir ist sicher aufgefallen, dass ich alle Slang-Wörter großschreibe. Das soll betonen, dass ich nicht nur cool rede, sondern auch denke und schreibe!!! Im Gegensatz zu Tigia, ha! Ponita und Tigia sind jetzt Freunde. Pah. Als ob das so bleiben wird. SAFE, die machen das nur, weil die beide keine Freunde haben. Eigentlich verstehen sie sich mega schlecht und konnten sich gegenseitig noch nie ausstehen. Ponita kann Tigia in Wahrheit überhaupt nicht ab.
Wolfiana hat mir alles über ihre Fake-Friendship mit Tigia erzählt. CRINGE, ey! Ehrlich! Tigia kann sich gar nicht wehren und will's auch gar nicht! Und Wolfiana ist echt asozial. Was ich irgendwie stark finde. Traut sich halt nicht jeder. Tigia zum Beispiel nicht. Sie tut zwar so TRENDY, aber eigentlich ist sie voll OUT.
Früher fand ich Wolfiana STRANGE, und hab sie gehasst, gerade weil sie so ASI und AGGRO war. Aber jetzt finde ich das super, weil das halt irgendwie cool ist und das ist ein Vorteil für mich, denn mein Ziel ist ja, meinen Klassencoolster-Status aufrechtzuerhalten, um Tigia zu nerven.
Pumos ist eindeutig auf meiner und Wolfianas Seite. Er kauft ihre Soße und seine Brotbox gehört mir. Sage ich jedenfalls. Die Bisoumes-Brotbox, die eigentlich Pumos' Eigentum ist. Aber er lässt sich das gefallen, solange er seine Soße von Wolfiana kriegt und durch mich cooler wird. Nicht sehr willensstark, sag ich dir. Muss er aber auch nicht sein. Ist viel besser und einfacher für mich, wenn er einfach nur anhänglich ist, und nicht eigensinnig. Vielleicht noch'n bisschen abhängig. Juckt doch keinen.
😝
🦬 🐺🐈

 Ich bin gerade zu Hause in meinem Zimmer auf meinem Stuhl vor meinem Tisch über das Klassenfoto gebeugt. Jetzt beschreibe ich dir mal meine ganzen Klassenkameraden, die gerade ihre neuen Schuluniformen angezogen haben. (Ich hab auch eine an, schlimm für meinen coolen Status!)
Vorne stehen Ponita, Hanusz und Feldmausina. Quereinsteigerin. Scheint nicht so viel Geld und irgendwas gegen Wolfiana zu haben. Ist 'ne Feldmaus. Die nehm' ich mir später noch mal vor, denn wer Wolfiana gefährdet, gefährdet auch mich und meine COOLNESS!!! Ich werde allen auf die Nase binden, dass Feldmausina alle Streite mit Wolfiana anfängt, auch wenn ich weiß dass das nicht stimmt und eine dreiste Lüge ist, aber das ist mir egal, denn meine Coolness ist durch diese mickrige Feldmaus in Gefahr und könnte ins Wanken kommen, und das muss ich mit allen Mitteln verhindern! Wolfiana streitet auch längst ab, die Streite mit Feldmausina anzufangen. Gut von ihr. Ist nützlich für mich. Pumos ist auch gegen Feldmausina und für uns. Emma ist neutral. Tigia beschäftigt sich nicht mit sowas. Der Rest ist für Feldmausina. Also Ponita und Hanusz und die Lehrer Hasinde Hüpfer und Bäriko Brumm. Und Swana Quakens und Zebras Streif und so weiter.
Ponita hat eine blonde Mähne und braunes Fell, Hanusz ist ein mickriger hellbrauner Hahn mit rotem Hahnenkamm und Kehllappen, ohne Muskeln, aber dafür viel Hirn, das er nicht für's Büffeln verwendet, was ich unschlau finde. Pumos hat schon Bartflaum und sieht auf dem Foto sehr grimmig aus. Neben ihm stehe ich, und daneben Wolfiana.
Das nächste Kapitel ist von ihr.

 

Wolfiana

 Die ganze Wahrheit:
Warum ich alles hasse

Manchmal hab ich das Gefühl, dass meine Eltern sich nicht mit mir beschäftigen wollen und dafür viel lieber anderes tun. Der Beweis: Sie arbeiten super lange, machen dauernd Dienstreisen und sperren mich in meinem Zimmer ein, wenn ich was mit ihnen machen will. Aber ich glaube, das bilde ich mir alles nur ein. Ich will das nicht denken. Soll ich vielleicht auch gar nicht, weil es ja wahrscheinlich nicht stimmt. Dieser Gedanke wäre zu schmerzhaft. Und zu unrealistisch. Warum hätten sie mich sonst bekommen? Viel eher denke ich, dass ihr Verhalten an mir persönlich liegt. Es kann ja sein, dass ich nicht ganz normal bin. Obwohl ich mich normal fühle. Oder ich bin zum Beispiel böse. Und das, glaube ich, stimmt wirklich! Darauf bin ich außerdem stolz! Ich bin böse. Eine böse Wölfin. Böse Leute fügen anderen Leid zu. Weil sie den Bedarf danach haben. Und den habe ich. Es gibt Sekunden, in denen das passiert. Wenn ich sehe, wie glücklich die nicht Bösen (also die Guten) sind, spüre ich, wie unglücklich ich bin, und versinke in einem tiefen Loch aus negativen Gefühlen. Dann überwältigt mich ein unendlicher Hass auf die Welt und alle anderen, vor allem auf die Guten glücklichen, deren Spaß sie nicht mit mir teilen wollen. In diesem Moment kommen sie mir vor wie Feinde. Erzfeinde. Und das sind sie ab da auch. Ich fange an, sie zu ärgern, zu mobben, zu verprügeln oder auszulachen, damit sie keinen Spaß mehr haben und dieser glückliche Spaß an mich verfällt. Aber dann spüre ich, dass mich das nicht glücklich macht. Nur schadenfroh. Und nach der Schadenfreude kommt wieder alles Negative auf mich zurück. Ich kann nicht mehr entrinnen und ich kann auch nichts ändern. Höchstens kann ich versuchen, das alles zu überspielen. So zu tun, als wäre bei mir alles tippitoppi - so, wie es bei den anderen ist. Damit die anderen mich nicht ausgrenzen, ausschließen, auslachen, ausmobben. Damit sie all das nicht tun - und bestenfalls sogar das Gegenteil tun: Mich mögen! Das ist inzwischen mein Ziel. Die anderen sollen mich mögen und ich versuche, ihnen zu gefallen und dann heimlich doch zu schaden. Ich kann nicht anders, als anderen zu schaden! Wenn ich jemanden unglücklich gemacht habe, sind ich und die Welt quitt. Denn die Welt macht mich unglücklich, und das soll sie selbst sein. Zum Glück mögen mich auch einige (zum Beispiel Bisoumes), aber das zu erreichen war schwer und hart. Ich durfte meine Agression nicht mehr vor allen zeigen, nur unter vier Augen, damit nur das Opfer davon wusste. Und dieses Opfer ist Feldmausina. Ich hasse sie, seit sie sich mit 5 Jahren gegen mich gewehrt hat. Ich habe Ponita und sie entführt, aber sie haben Widerstand geleistet und mich in die Flucht geschlagen. Ich sehe sie noch vor mir, als wäre all das nicht vor 5 - 6 Jahren, sondern erst gestern passiert. Es gibt ein Bild, das mir nie wieder aus dem Kopf gehen will: Ponita und Feldmausina Arm in Arm, unzertrennlich, ein starkes Team, die besten Freunde. Und an dieser Freundschaft durfte und konnte ich nie teilhaben. Sie waren zu gut und ich zu böse. Der Anblick der beiden hat mich sehr... verbittert und verfolgt mich jede Nacht in meinen Träumen. Mein nachtnächtlicher Albtraum beginnt immer mit diesem Bild, dann kommt Bisoumes ins Spiel und wir beide mobben die BFF, aber ich halte das nicht aus, weil mich das nicht glücklich macht, und zerstreite mich mit Bisoumes, was Tigia dann ausnutzt und versucht, die alte Fake-Freundschaft mit mir wiederaufzunehmen... Ich wache schweißgebadet und schreiend auf und realisiere, dass das alles nur ein Traum war. Das passiert jede Nacht. Und wenn ich aufgewacht bin, kann ich nicht mehr einschlafen. Dann denke ich nach und jedes Mal überkommt mich die schmerzhafte Erkenntnis, dass so eine ehrliche, beschwerdenlose Freundschaft wie die von Ponita und Feldmausina bei mir nie möglich sein wird. Denn irgendwann bekomme ich immer das Bedürfnis nach Chaos, Schaden und Rache. Und dann zerbricht die neugewonnene Freundschaft, weil ich sie zerstöre. Mein Wunsch nach Rache ist zu groß. Mein Hass und meine Unglücklichkeit sind zu stark. Manchmal frage ich mich: Ist das Selbsthass? Hasse ich mich, weil ich böse bin? Das würde ich mir so erklären: Ich selbst bin für mich alles, das ganze Universum. Ich habe das Gefühl, dass ich alles kontrollieren kann und alle Unordnung von mir ausgeht. Und weil ich Selbsthass empfinde, hasse ich alles. Ich bin alles. Ich hasse mich. Ich hasse alles. Selbsthass. Bösartigkeit. Unglücklichkeit. Alles Negative hängt zusammen. Und ich hoffe, dass niemand mich durchschaut. Dass niemand mein inneres Chaos sieht. Dass keiner davon erfährt. Dass niemand an mir zweifelt. Dass ich meine wahre zerstörte Identität überspielen kann und so tun kann, als wäre ich normal, als wäre ich nie so gewesen, wie ich mal war. Als hätte ich der Außenwelt den Taifun, der in mir tobt und mein (Selbst)bewusstsein verwüstet, nie offenbart.
Und in dem Punkt kommt Babas neuer Job dazwischen. Du kannst dich noch daran erinnern, wie ich früher war. Die Kremlins waren eine zerstörte Familie ohne Glück und Geld. Letzteres ist neuerdings vorhanden. Baba hat einen viel besseren Job und wird super bezahlt. Und ich kann alle Kosmetikartikel kaufen, um mein schmutziges, zerfetztes Wölfinnengesicht zu überschminken. Bildlich gesprochen. Das heißt: Ich kann mich hübsch machen und allen zeigen, wer ich angeblich bin. Eine reiche, schöne Wölfin aus guter Familie, die immer cool bleibt und voll trendy ist. Und das gefällt den anderen. Sie finden mich cool und mögen mich. Die einzige, die mein wahres Gesicht kennt, ist Tigia. Und dafür verabscheue ich sie. Sie war die ganze Grundschulzeit über meine Fake-Freundin. Weil sie sonst keinen hatte. Sie weiß noch, dass ich sie unterdrückt, erpresst, angeschrien, beschuldigt und in schlimme Situationen reingezogen habe. Sie weiß, was ich vorhabe. Sie kennt mich zu gut. Und sie hat eine Nase für die Emotionen von anderen. Ich kann nichts anderes machen, als meine Mobbing-Taten ihr gegenüber abzustreiten. Ich muss das tun, um cool und beliebt zu bleiben.


Plötzliche Probleme,
die keine sind

Fiuuuuht! Hasinde pfeift zum Zeichen, dass Pausenschluss ist. Ich laufe an ihr vorbei zur Garderobe, setze ein übertriebenes Lächeln auf und zeige mit meinen Krallen das Peace-Zeichen. Sie nickt mir unsicher zu und versucht, ein schiefes, verunsichertes Grinsen zustandezubringen, was sie nicht schafft. Die Lehrerin hoppelt schnell weiter. Aha. Sie hat also Angst vor mir, weil sie mich noch von früher kennt. Aber zumindest schweigt sie, wenn es um mich geht.

Wir schreiben einen Test. Ich sitze zwischen Bisoumes und Hanusz. Hanusz ist ein Superhirn, soweit ich weiß. Ich werde versuchen, bei ihm abzuschreiben.
Mist. Plan gescheitert. Er starrt mich an - oder eher, er schaut durch mich hindurch. Und er schreibt nichts auf seinen Zettel. Er lernt nicht. Außerdem würde er es wahrscheinlich sehen, wenn ich heimlich spicke. Aber ich weiß gar nichts. Beim Mathe-Unterricht habe ich nicht zugehört. Ich versuche es bei Bisoumes. Ich
lehne mich zu seinem Tisch rüber, während ich so tue, als würde ich lernen. Zupfe an der Krawatte. Warte darauf, dass er zu mir schaut. Beachte bloß nicht diesen Hanusz. Hoffentlich petzt er nicht! Falls er mich sieht. Was ich leider nicht wissen kann.
So! Jetzt ist der Moment, mit ihm Augenkontakt aufzunehmen. Bisoumes dreht den Kopf zu mir. Ich flattere mit den Augenlidern, damit er auf meine Augen aufmerksam wird. Und, weil ich das immer mache. Er mag das! Ich zeige auf mich, ihn, meine Augen und sein Blatt. Er nickt. Juhu. Ich darf abschreiben. Und das tue ich.

Den Test hab ich dank Bisoumes überstanden. Hasinde ist, glaube ich, schon misstrauisch geworden, aber eine Standpauke hat sie mir erspart. Was ich seltsam finde, ist dass Hanusz mich beobachtet hat. Jede meiner genauen Bewegungen. Gepetzt hat er aber noch nicht. Und hoffentlich tut er's auch in Zukunft nicht.
Jetzt ist Schulschluss. Ich ziehe mir die Jacke über, schultere den Rucksack und laufe auf Babas neuen roten coolen Fake-Mercedes-Benz zu.
Irgendwie fühle ich mich beobachtet.
Hanusz!
Dieser lästige kleine Hahn. Ich drehe mich um, und natürlich ist er es. Er verfolgt mich. Peinliche Sache. Ich hoffe, Baba sieht das alles nicht vom Autofenster aus. Heute ist der einzige Tag in der Woche, in der er mich abholt. Bitte, Baba, sei unvorsichtig. Pass nicht auf. Schau schön auf dein Handy.
Hanusz bleibt stehen. Er schaut mir ins Gesicht. Er rennt nicht weg. Er scheint mich nicht im Auftrag von jemandem anderen auszuspionieren. Er versteckt sich nicht. Irgendwie ist es gruselig, ihm in die Augen zu schauen. Dort steht er, ein selbstbewusster kleiner Hahn mit viel Hirn und wenig Fett. Sein Kehllappen wippt langsam auf und ab. Sein Hahnenkamm bewegt sich mit dem Wind. Seine Augen bleiben starr und regungslos. Sein Schnabel bewegt sich keinen Millimeter. Aus ihm bekomme ich bestimmt nichts raus. Er scheint nicht vorzuhaben, etwas zu sagen. Ich ebensowenig.
Hanusz starrt mich an. Sein Blick ist so seltsam und unverwandt, wie ich es bei noch niemandem anderen gesehen hab. Jetzt fängt der junge Hahn an, sich zu bewegen. Den einen Flügel schiebt er in die Hosentasche. Mit dem anderen hält er seine lange Krawatte fest, die sonst mit dem Wind flattern würde. Er blinzelt mit seinen Hühneraugen.
Brrummm! Ich höre ein Geräusch, das von etwas hinter mir kommt. Baba! Das Auto! Baba hat den Motor angeschaltet! Mist! Erst jetzt erwache ich aus meiner Starre. Ich setzte notdürftig ein übertrieben künstliches schiefes Lächeln auf, winke Hanusz zu, reiße die Autotür auf und springe rein. Mal schauen, wie ich diese Fahrt jetzt überlebe.
Ich blicke aus dem Fenster und sehe, dass Hanusz seine Krawatte loslässt und winkt. Seine Mundwinkel (wohl eher Schnabelwinkel) haben sich zwar kein bisschen verzogen, aber ich glaube, ich weiß trotzdem, was mit ihm los ist.
Ich gefalle ihm. Hanusz Huhnski, dem Hahn.
Er winkt immer noch, und seine Krawatte flattert. Er wird immer kleiner. Diesen Anblick, der sich mit meiner Erkenntnis zusammenfügt, werde ich lange nicht vergessen.

Mittwoch, 7. Mai 2025

Ponita & Wolfiana im Gymnasium: 2. Tigia



2. Tigia

Ohne Hobby und Sinn


Ich bin Tigia. Über mich hast du in den ersten Bänden noch nicht so viel erfahren.
Mein Nachname ist Shi. Meine beiden Eltern kommen aus China, aber ich wurde in Deutschland geboren. Manchmal besuchen wir in den Ferien meine Großeltern. Meine Eltern heißen Ting und Taigsha Shi. Klingt vielleicht ein bisschen ungewöhnlich. Ich weiß. Und du weißt ja, dass sie aus China kommen! Da sind die Namen anders als hier. Dort nennt man übrigens den Nachnamen zuerst, mein Vater wird also so genannt: Shi Ting. Außerdem sind die Namen nicht so lang wie hier.

Alle denken, dass Bisoumes einfach nur austickt. Sich später irgendwann mal wieder beruhigt und merkt, dass das mit der "Coolness" total "cringe" war. Nöpp. Ist sein voller Ernst. Keiner weiß das, aber: Er hasst mich schon seit dem ersten Tag in der Grundschule, genauso doll wie jetzt. Nur da hat er es nicht so vor allen gezeigt, und jetzt lässt er seinen Hass raus. Du findest jetzt sicher, dass das total pessimistisch von mir ist. Du sagst jetzt: "Du hast doch bloß viel zu viel Stress und hast halt keinen Bock, mal was positiv zu sehen." So ist das nicht! Ich frage jetzt dich: Hattest du in deinem Leben vielleicht auch schon mal Pech??!! Hattest du schon mal das Gefühl, dass jemand aus deiner Klasse dich hasst? War das vielleicht wirklich so? Bist du nicht auch manchmal ein bisschen pessimistisch? Und ich bin ja gar nicht mal pessimistisch. Ich hab ein gutes Gespür für sowas, ob jemand mich wirklich hasst oder mag oder ob jemand nur so tut. Ich merke sowas. 🐅🐯
Und Bisoumes hasst mich in dem Fall. Das mit der "Coolness" macht er nur, um einen Grund für den Wettstreit mit mir zu haben. Und jetzt hat er mir auch noch Wolfiana geklaut und sie auf seine Seite gezogen. Aber ich kann nicht sagen, dass nur er das wollte. Sie ist extra zu ihm rübergewechselt. Eigentlich hat mir schon immer irgendwas tief in meinem Inneren deutlich gesagt: Wolfiana nutzt mich aus. Sie ist keine richtige Freundin. Ihre Freundschaft ist fake. Sie braucht mich nur, um mich in eine schlimme Situation nach der anderen zu ziehen und eine Freundin an der Seite zu haben, wenn Hasinde kommt und eine Standpauke hält. Aber ich wollte nichts davon hören. Ich glaubte lieber, Wolfiana würde mich wirklich mögen. Jetzt hat sie mich verraten. Mein Instinkt wusste es. Ich wollte es nicht wissen. Weil ich sonst außer ihr keine Freunde hatte. Und das, weil die, die meine Freunde hätten sein können, Bisoumes' Freunde waren. Er hätte nicht zugelassen, dass sie sich mit mir angefreundet hätten. So war er und so ist er. Aber meine Freunde, die will er für sich haben. Auch wenn sie gar keine Freunde sind. Er will alle auf seiner Seite haben. Ich bin jetzt auf mich allein gestellt. Und solange Ponita, Hanusz, Emma, Feldmausina und (vielleicht) Pumos auf Bisoumes' Seite sind, kann (oder darf) ich mich nicht mit ihnen anfreunden. Ich würde es natürlich gern tun.

Dieser Wettstreit geht mir eigentlich total auf die Nerven. Inzwischen hat er sich so extrem ausgeweitet, dass ich ihn nicht mehr vor meinen Eltern geheimhalten kann. Die ganze Wahrheit ist rausgekommen, als meine Eltern gesehen haben, dass die anderen Tierkinder ihre Schuluniformen tragen. "Warum trägst du deine Uniform nicht?!", hat Mama mich plötzlich angeblafft. Und weil ich so unvorbereitet war, hab ich alles gestanden. Natürlich waren meine Eltern gar nicht begeistert. Mama hat gesagt: "Dieser komische Streit hält dich vom Lernen ab, Tigia! Das ist eine sehr schlechte Beschäftigung während dem Unterricht! Du sollst dich nicht bloß auf dein Aussehen konzentrieren! Denk auch nicht an Freundschaften! Das einzige, woran du während der Schule denken sollst, sind die Hefte, die vor dir liegen!" Das weiß ich noch genau. Du fändest es bestimmt peinlich, wenn du so eine Mutter hättest wie ich. Weil deine nicht so ist. Ich weiß, bei mir ist alles ein bisschen anders. Nicht so durchschnittlich. Eigentlich sollte ich es nicht wissen, aber wie meine Mutter das mit dem Lernen sieht, so sehen es viele Mütter in China. Da ist das ganz normal. Meine Mutter denkt wie die in China.
Du musst dir vorstellen, dass der Lerndruck dort noch viel höher ist. Vielleicht gibt es das Problem, dass du dir das gar nicht vorstellen kannst. Die Lehrer sehen das mit dem Lerndruck nämlich nicht gerade locker. Als wir einmal meine Großeltern besucht haben, habe ich irgendwo an der Wand von einem Schulgebäude gesehen, dass Fotos von den Schülern aufgeklebt worden waren. In der Reihenfolge, wer am besten lernt. Sowas ist unfair. Man sollte einen nicht danach bewerten, ob er besser oder schlechter lernt. Alle sind gut, so wie sie sind. Damit meine ich auch dich. Lass dich nicht davon beeinflussen, was andere über dich denken. Ich weiß, viele sagen das so. Und in diesem Alter ist es sehr schwierig, sich nicht davon abhängig zu machen. Aber trotzdem: Im Grunde haben alle, die das sagen, recht. Ich selbst schaffe es ja auch nicht immer, so weiterzumachen, wie ich bin, unabhängig davon, was die anderen über mich denken. Vor allem dieser Coolheits-Wettstreit mit Bisoumes macht es mir schwer, das zu tun. Denn wenn man cooler sein will als der andere, ist man sehr abhängig davon, dass die anderen einen cool finden. Deshalb hasse ich das so. Ich habe keinen Bock auf diesen Teufelskreis! Morgen ziehe ich die Schuluniform an. Ich will nicht mehr immer gegen die Regeln verstoßen, nur weil Bisoumes mich herausfordert und mir die Freunde klaut. Die Schuluniform ist eh viel praktischer als breite Jeanshosen und lächerliche T-Shirts. Ich muss nicht so vorsichtig mit der Uniform sein. Sie darf schmutzig werden. Weil alle eine haben und das dann nicht so auffällt. Mein Instinkt sagt mir, dass ich das ganze Getue um den Wettstreit lassen soll. Bisoumes kann doch meinetwegen Klassencoolster sein, und ich brauche auch keine Fake-Freunde, die sagen, dass ich cool bin! Das ist mir eigentlich alles gar nicht wichtig. Nur weil ich schon so fest in diesem Kampf-Modus bin, weiß ich gar nicht mehr richtig, was mir überhaupt wichtig ist. Ich habe kein Hobby, deshalb kann mir auch kein Hobby wichtig sein. Viellicht werde ich später mal Balletttänzerin, Pianistin, Mathematikerin, Sportlerin oder Chinesisch-Englisch-Dolmetscherin. Weil ich diese Kurse besuche. Aber das macht mir alles keinen Spaß. Es klaut mir nur die Zeit und den Spaß an der Kindheit. Ich habe keine Freizeit. Immer nur Schule, Schule, Schule und Kurse, Kurse, Kurse. Ich habe es so satt. Und doch lebe ich mein Leben. Irgendwie schaffe ich das. Obwohl Schule und Kurse mir gar nicht wichtig sind! Mir ist zurzeit gar nichts wichtig. Vielleicht wenn überhaupt Freizeit. Aber ich habe kein Hobby, dem ich in meiner Freizeit nachgehen könnte. Also wäre die Freizeit bloß langweilig und ich würde meine Zeit damit vergeuden, rumzusitzen und vor mich hin zu grübeln. Du merkst, das ganze Thema langweilt dich jetzt schon arg. Du gähnst demonstrativ und sagst: "Ach Tigia, das ist ja wieder total pessimistisch von dir. Ich finde das, was du da erzählst, gar nicht spannend. Außerdem übertreibst du und willst mich bloß demütigen." Nein, nein und nochmals nein! Du kannst dir mein Leben einfach nicht vorstellen.
Ich bin nicht verliebt. Dafür ist es natürlich auch noch viel zu früh. Aber vielleicht wäre es ganz gut, wenn ich verliebt wäre. Dann wäre mir jemand wichtig. Aber ich weiß wenig über dieses Thema. Mir erzählt nie jemand etwas darüber. Zuhause ist das tabu. Und in der Schule werde ich auch überhaupt nicht informiert. Ich weiß schon jetzt: Mir werden immer alle alles darüber verheimlichen und irgendwann, wenn ich es gerade am wenigsten brauche, kommt meine Mutter zu mir und sagt: "Jetzt ist es Zeit, dass du heiratest. Ich hoffe, du hast schon einen guten Tiger kennengelernt. Am besten verhilft er dir zu einem guten Job und er bringt dir möglichst viele Vorteile." Genau das wird sie sagen. Ich sehe sie vor mir. 💔🗙
Im Bezug auf all das, was ich hier gerade geschrieben habe, macht leider sehr wenig, was ich tue, Sinn. Vielleicht würde mir eine echte Freundschaft guttun.
 
 
 NF statt BFF
 
Ich sitze auf dem Fahrradsattel und trete in die Pedale. Ausgerechnet jetzt regnet es. Ich habe keine Regenkleidung dabei. Okay, passiert öfters. Kein Grund zur Aufregung.
Heute habe ich die Schuluniform wirklich angezogen. Ehrlich gesagt finde ich, dass sie mir viel besser steht. Hellblaues Polo-Shirt, dunkelblaue Krawatte mit hellblauen Streifen, dunkelblauer Faltenrock. Wenn man es genau betrachtet, eigentlich auch ganz stylisch. Jedenfalls sind Faltenröcke jetzt im Trend, also könnte ich vor Bisoumes auch notfalls so tun, als hätte ich die Schuluniform nur ganz zufällig an. Worauf ich keinen Bock hab. Weil ich diesen ganzen schlimmen Teufelskreis ja eigentlich beenden will.
Ich bin nass. Nur noch wenige Meter bis zur Schule. Auch mein Fahrrad trieft vor Nässe. Jetzt steige ich ab, klappe den Fahrradständer aus, schließe mein Schloss um den Vorderreifen und die Stange, die Lenker und Sattel verbindet, und laufe auf das Schulgebäude zu. Dort steht es, groß und stabil. Das Gebäude, in dem die Tierkinder an ihre Schulpflicht gebunden werden. Ich habe keine Lust. Aber ich muss dort hin, wie jeder. Und ich weiß, dass es viel besser für mich ist, wenn ich mich der Schulpflicht nicht widersetze. Ich bin ja auch verwöhnt. Diese Schule ist ein Luxus, denn es ist ja keine normale staatliche Schule, sondern eine Privatschule, eine mit einer ganz besonderen Atmosphäre. Trotzdem. Die Grundschule hätte meiner Meinung nach doch schon völlig gereicht! Dort habe ich Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt. Und noch ein paar Sportarten. Das reicht doch für das Leben. Fand ich damals. Inzwischen habe ich eingesehen, dass es auch ein Luxus ist, dass ich überhaupt zur Schule gehen darf. Früher durften die Mädchen ja überhaupt nicht zur Schule, nur die Jungs. Und noch früher waren die meisten Analphabeten. Ich weiß. Ja, ja. Aber ich freue mich trotzdem immer auf freie Tage und jetzt, wo ich diesen verflixten Wettstreit mit Bisoumes hab, will ich am Morgen meistens gar nicht aufstehen, weil ich weiß, dass mich die Schule erwartet und somit auch eine neue Herausforderung. Solche momente hattest du in deinem Leben bestimmt auch schon mal... Mehr als ein mal. Dann müsstest du mich eigentlich doch verstehen.

Mit jedem Schritt, der mich der Schule näher bringt, steigt der Widerwillen in mir und die Angst, Bisoumes zu begegnen. Er darf nicht denken, dass ich aufgebe! Dass ich kapituliere! Dass ich mich ergebe! Dass er freie Bahn hat! Ich werde alles dafür geben, dass er all das nicht denkt! Mein Entschluss steht fest: Ich bekämpfe ihn! So schlecht es für mich ist, ich kann nicht kampflos dastehen und ihm die Hand geben! Keiner darf merken, dass mir das alles bis zu den Ohren raushängt! Ich werde den Wettstreit weitermachen, damit Bisoumes nicht auf dumme Gedanken kommt. Ich werde ihm auf Schritt und Tritt folgen und ihm die Suppe versalzen, so gut es geht. Ich werde mich wehren und allen zeigen, dass ich dazu fähig bin. Ich werde mich unbeliebt machen, was mir egal ist. Ich werde nicht aufgeben, bis Bisoumes zugibt, dass der ganze Wettstreit lächerlich und unnötig ist. Und wenn ich nie wieder Freunde haben werde!

***

So dachte ich vor noch wenigen Minuten. Und ich habe auch alles getan, was ich tun wollte. Ich habe Bisoumes genervt und genervt und war trotz der Schuluniform cool, aber es hat mir alles keinen Spaß gemacht. Und das habe ich geahnt.
Aber was ich nicht geahnt habe, ist, dass ich doch noch eine Freundin gefunden habe - Eine NF, New Friend; NICHT BFF, Best Fake Friend. Diesen Begriff habe ich von Ponita, mit der ich mich angefreundet habe. Ich sage das keinem, aber ich bin unglaublich froh darüber, endlich eine echte Freundin zu haben. Ich habe immer versucht, mir einzureden, dass ich keine Freunde brauche, aber jetzt sehe ich, wie glücklich mich Freundschaft machen kann. Die erste wahre Freundschaft in meinem Leben. Ponita ist auch eigentlich eine Außenseiterin. Bisher war sie immer für Bisoumes, aber jetzt, wo sie mich hat, findet sie sein Verhalten sonderbar und verrückt. Ihre Freunde haben sie nicht verraten wie meine mich, aber sie haben sie vergessen. Feldmausina hat keine Zeit für sie, weil sie von Wolfiana genervt wird, und Hanusz hat jetzt 2 andere Freunde. Ponita erzählt mir gerade, wie sie heißen: Hazian Ohrt und Luchsa Pinslego. An Schulschluss werden wir Hanusz, Hazian und Luchsa gemeinsam beobachten. Ich würde sie auch gerne mal gesehen haben.
Du fragst dich, wie das mit der Freundschaft so schnell gehen konnte. Du sagst: "Aber Tigia, vor 15 Minuten warst du doch noch total einzelgängerisch!" Das stimmt. So schnell kann das manchmal gehen. Es war übrigens Ponita, die mich angesprochen hat. Eine ganz einfache Frage. "Tigia, magst du Mathe?" Und - schwupp - sind wir Freunde. 2 Außenseiter, die keine richtigen Freunde haben und sich gegenseitig schon immer ziemlich sympathisch fanden.
Ich überlege, ob ich meinen Eltern sage, dass ich jetzt eine Freundin habe. Denn ich bin mir nicht sicher, ob sie das gut finden.

Jetzt bin ich mir sicher. Ich sage es ihnen. Es ist Zeit vergangen, ich habe gut gelernt und die Schuluniform getragen, jetzt ist Pause und ich habe jemanden, mit dem ich reden oder spielen kann. Die Freundschaft hat nur Vorteile für mich. Ponita lernt gut und bringt mich vielleicht langsam vom Wettstreit ab und dem Lernen näher. Das werden meine Eltern bestimmt zu schätzen wissen...
Außerdem sind wir beide zusammen ein starkes Team und falls meine Eltern nicht so begeistert sind, sind es doch bestimmt noch die von Ponita... ☺
 
🐅🐎

Freitag, 2. Mai 2025

Ponita & Wolfiana im Gymnasium: 1. Ponita

 1. Ponita

Hazian

Kennst du mich noch? Ich bin's, Ponita Nowak!
Falls du's noch nicht weißt: Wir haben jetzt Schuluniformen! Ich persönlich finde sie gut. Sie sind zwar vielleicht ein bisschen retro, aber dafür schlicht, nicht zu extravagant und bequem. Na ja, bis auf die Krawatte, aber die Lehrer nehmen es nicht so genau, ob man wirklich eine trägt. Ansonsten besteht die Uniform aus einem Polo-Shirt und entweder einem Rock oder einer Hose, je nachdem, ob man ein Mädchen oder ein Junge ist. Aber nicht alle tragen die Schuluniform. Bisoumes und Tigia, die neulich so einen Dauerstreit haben, tragen einfach ihre normale Kleidung, obwohl alle eine Uniform bekommen haben. Ihnen geht es seit letzter Zeit nur noch darum, cooler zu sein als der andere. Ich weiß nicht, warum.
Bisoumes führt... noch. Tigia hat auch ihre Freunde. In dem Fall bin ich für Bisoumes, nur bin ich mir nicht sicher, ob das noch lange so bleiben wird. Neuerdings tickt er nämlich ein bisschen aus. Er ist gar nicht mehr so richtig mit Hanusz und mir befreundet, weil wir nicht so cool sind, nutzt Pumos aus und lernt gar nicht mehr.
Aber zurück zu den Krawatten, die du wahrscheinlich gerade wieder vergessen hast: Ich sagte, manche haben keine, weil sie so unbequem sind. Andere können sich aber gar keine leisten... Beziehungsweise konnten sich keine leisten. Mit diesen "anderen" meine ich Wolfiana. Kennst du sie noch? Guten Morgen, Wolfiana Kremlin; mit vollem Namen Wolfiana Wolfiasia Wolfatiankowa Wolfimirowa Kremlin! Meine Erzfeindin! (Oder Ex-Erzfeindin, denn in letzter Zeit mache ich kaum noch was mit ihr, worüber ich SEHR froh bin!!!) Die, die mich immer gemobbt hat und deren Vater Wolfimir Wolfimirowitsch Kremlin ein klappriges uraltes Auto fährt, was gar keins ist. Vielmehr ein rostiges Gestell aus Metallstangen, Glasscheiben, Gummireifen und Stofffetzen. Aber diese Info ist nicht mehr aktuell! Seit gestern fährt er einen protzigen, rot glänzenden Merzedes-Benz... Wobei, eher einen Fake-Merzedes-Benz. Der ist aber trotzdem niegelnagelneu und blitzeblank poliert. Und Wolfiana trägt natürlich seit gestern eine Krawatte, die (aufgepasst!) NICHT fransig und ausgeblichen ist! Eine schicke rote. Seit wann kann sie sich das bitte leisten??? Diese Frage hab ich mir wirklich gestellt. Und die Antwort war die: Ihr Vater hat einen neuen Job! So einfach ist das! Was ist er denn?, frag ich mich! Politiker? Beamter? PRÄSIDENT?! Sowas in der Art.
Verrückt, ne? Wie sehr bei den Kremlins alles davon abhängt, was Wolfimir Kremlin beruflich macht! Total cringe, würde Bisoumes jetzt sagen (seine angebliche "Coolness" besteht nämlich auch darin, Slang zu reden). Und ich sehe das auch so. Das ist so. Cringe. Im Ernst.

Inzwischen ist der Lerndruck stärker geworden. Ich komme damit zurecht, weil ich (auch wenn das vielleicht angeberisch klingt) gut lerne und in allen Fächern außer Sport gut bin. Schön und gut. Bei mir ist also alles tippitoppi. Um mich braucht sich keiner Sorgen zu machen. Um Hanusz schon. Ich mache mir jedenfalls Sorgen um ihn. Keine großen. Trotzdem. Er hasst den Lerndruck. Er hasst Schulstress, Pflichten und alles, was damit zusammenhängt. Alles, was seine Freiheit begrenzt und ihn seiner Freizeit beraubt. Und warum hasst er das alles? Weil er Freiheit liebt. Und braucht. Wenn wir einen Test schreiben, fängt er irgendwann an, seine Umgebung auszublenden, das Blatt, das vor ihm auf dem Tisch liegt, umzudrehen und mit den Gedanken abzudriften. Das tut er bewusst. Er widersetzt sich dem Lerndruck, um seine Freiheit zu haben, und dafür bewundere ich ihn aufrichtig. Nur als Freundin, wohlgemerkt. Ich widersetzte mich dem Lerndruck nun mal nie, weil er mich nicht stört! (Übrigens: Auf die Idee, sich in ein Huhn zu verlieben, ist vermutlich noch kein Pferd gekommen. Ich auch nicht!!!)
Wenn Bäriko Brumm eine Unterrichtsstunde hat, fragt Hanusz ihn öfters, ob er in die Schulbibliothek gehen darf. Soweit ich weiß, liest er dort Geschichtsbücher, die ihn interessieren. Wenn Bäriko Brumm es ihm erlaubt. Was er meistens tut.
Eine andere Art von Widerstand ist die: An Schulschluss knallt (ja!!!, knallt!!!) Hanusz seine Schulhefte und Hausaufgaben so verachtungsvoll und hasserfüllt in seinen Rucksack wie kein anderer Hahn in seinem Alter auf der Welt. Apropos, jetzt ist Schulschluss! Ehrlich gesagt bin ich auch erleichtert und freue mich. Vielleicht kann ich mich ja spontan mit ihm verabreden und ein bisschen mehr über seinen Widerstand erfahren. Was er noch so vorhat, ob er ein interessantes Buch gelesen hat, was seine Eltern über Lerndruck und Freiheit denken...
Da ist er! Meine Eltern erlauben es mir, mich spontan mit Freunden zu treffen. Solange ich spätestens um halb 6 zu Hause bin.
Okay, aus Verabredung wird heute wohl nichts. Und morgen und übermorgen wahrscheinlich (höchstwahrscheinlich) auch nicht. Da ist Hanusz, klar. Aber er ist nicht allein. Da sind noch ein Hase und ein Luchs. Beides Jungs. Ich weiß, was das bedeutet.
Sie sind seine Freunde.
Mit denen er sich super versteht.
Mit denen er sich trifft.
Mit denen er sich über Freiheit, Lerndruck, Geschichte und Politik austauscht.
Mit denen er lacht und spielt.
Ich bin Luft. Was heißt schon "eine Freundin"? Eine Schulkameradin. Eine Stute. Vielleicht noch 'ne Polin. Aber kein Junge. Kein Freund.
"Hazian!", ruft Hanusz. Das höre ich.
Hazian ist der Hase.
Sie lachen.

 

Soße

Ich merke, dass Wolfiana frühreif ist. Sie will den Jungs gefallen. Na klar, du glaubst mir nicht. Weil du die alte Wolfiana vor Augen hast. In einem Wort, in der Grundschule war sie ABSCHRECKEND. Laut, frech, chaotisch, gemein, schmuddelig, verzogen und was nicht noch alles abschreckendes. Schmatzt, schlürft, ruft rein, meldet sich nicht, verprügelt, mobbt, beleidigt. Aber das ist Schnee von gestern. Natürlich ist sie im Grunde immer noch die, die sie damals war. Ihr Herz ist immer noch aus Stein und mit kaltem Glibber beschmiert. Sie hat immer noch nur böses im Kopf. Aber all das kann sie jetzt mit Leichtigkeit überspielen. Sehr praktisch ist dafür vor allem, dass Wolfimir jetzt so viel Geld hat und ihr alle Luxusartikel kauft, die sie braucht, um sich von der besten Seite zu zeigen. Ich sehe, dass sie Kunstwimpern hat. Und das in der fünften! Sie ist gerade mal 11. Das ist wirklich übertrieben. Trotzdem, ihr Verhalten zeigt schon Wirkung! Und wie verhält sie sich? Das fragst du natürlich. Zickig. Sie verhält sich zickig. Nicht mehr abschreckend, nur noch zickig. Sie ist jetzt eine Zicke. Und inzwischen die Drittcoolste der Klasse. Ich finde sie gar nicht cool, bloß zickig. Und weil sie so zickig ist und den Jungs gefällt, gefällt sie auch den Mädchen. Also ist sie beliebt. Und in unserer Schule heißt beliebt gleich cool. Der Klassencoolste ist Bisoumes, dann kommt knapp nach ihm Tigia und dann auch schon Wolfiana! Das ist gefährlich. Was die meisten nicht begreifen. Ich glaube, nur Hanusz und ich begreifen das. Obwohl ich mir bei Hanusz gar nicht so sicher bin. Er spricht nie mit mir über dieses Thema. Und in Zukunft werde ich auch keine Chance dazu mehr haben, mit ihm darüber zu reden. Weil Hazian jetzt da ist. Er heißt Hazian Ohrt. Und wie der Luchs heißt, weiß ich inzwischen auch. Luchsa Pinslego. Luchsa ist sein Spitzname. Eigentlich heißt er Luchsuš Pinslego. Ausgesprochen: Luchsuch. Aussprache Hazian: Hasian. Aussprache Hanusz: Hanusch. Ganz klar: Hazian und Luchsa sind Polen. So wie ich. Eigentlich. Aber ich bin nicht mehr so polnisch. Ich fühle mich fast deutsch. Hanusz nicht. Er ist stark von Vaterlandsliebe geprägt und fühlt sich sehr verbunden zu seiner Heimat und zu denen, die so sind wie er. Und das sind Hazian und Luchsa bestimmt. Sie sind nicht auf dieser Schule, laufen den Heimweg seit ein paar Wochen aber immer gemeinsam mit Hanusz. Ich sehe sie dann und kann den Blick nach einer Weile nicht mehr von ihnen wenden. Hanusz denkt nur noch an Hazian und Luchsa. Ich muss mich mit Feldmausina zusammentun. Was schwierig ist. Wir beide verstehen uns zwar gut und sind Freundinnen, aber Feldmausina hat nie Zeit für mich. Weder während der Schule noch am Nachmittag. Am Nachmittag, kurz nach Schulschluss, will sie normal nach Hause gehen, aber Wolfiana kommt in letzter Sekunde auf sie zugerast und hält sie auf. Immer, jeden Tag. Und dann mobbt sie sie so lange, bis sie selber von ihrem Vater gerufen wird, und dann bin ich schon längst zu Hause. Genau: Nach der Schule legt sie ihre zickige Maske ab und wird wieder abschreckend. Aber viel wichtiger ist, was sie während der Schule macht. Weil ich weiß, was sie dann macht. Ich kann es dir sagen. Sie macht genau das: An der Krawatte zupfen, so tun, als würde sie lernen, sich auf ihrem Stuhl zum Jungs-Tisch hinüberlehnen, in der Pause heimlich und fast unbemerkt Lippgloss auftragen, Tigia ausnutzen, mit den Augenlidern (mit sichtbaren Kunstwimpern!) flattern, sich bei Bisoumes einschleimen. Der findet das (aus welchem Grund auch immer) gut und lässt sich das gefallen! Ich hab's ja gesagt, er tickt ein bisschen aus! Jedenfalls sind die beiden jetzt schon totale BFF. Und das bedeutet in dem Fall nicht Best Friends Forever, sondern Best Fake Friends. Ich habe aber einen Verdacht. Bisoumes will, dass Wolfiana seine und nicht mehr Tigias Freundin ist! So hat er nämlich schon mal die Drittcoolste an seiner Seite und Tigia muss sich neue Freunde holen. Und Wolfiana findet das gut und bricht einfach so die Freundschaft mit Tigia, denn sie hat eine große Chance, noch cooler zu werden, wenn sie die Fake-Freundin vom Klassencoolsten ist. Bisoumes ist nämlich immer darauf aus, Tigia zu schaden, und Wolfiana nutzt das aus, um selber cooler zu werden. Verstanden? Es ist ja auch ganz schön kompliziert. Und eigentlich auch komplett sinnlos. Was bringt es einem, Klassencoolster zu sein? Also ich finde gar nichts.
In der Pause geht Wolfiana einer sehr verbotenen Beschäftigung nach: Sie verkauft eine leckere Soße aus der Dose an Pumos. Er braucht die, weil sein Mittagessen meistens fad schmeckt und die Soße das wieder aufpäppelt. Inzwischen ist er leider süchtig. Jede Pause kommt er schon freiwillig zu Wolfiana - Mit einem Fünf-Euro-Schein in der Pfote. Er ist schon seit einiger Zeit auffällig neutral, aber seit Wolfiana ihm diese komische Soße verkauft, zeigt er sich offen an der Seite von Wolfiana und Bisoumes. Obwohl die beiden ihn jeweils für die eigenen Zwecke schamlos ausnutzen. Das ist ein Teufelskreis. Aber ich beschäftige mich lieber nicht mit diesem Thema, weil ich es nicht mag. Wolfiana ist schon bösartig genug. Ich erzähle dir jetzt lieber Genaueres über Hazian und Luchsa. Ich weiß ja, dass sie eigentlich nett sind und ich auch gut mit ihnen befreundet sein könnte, wenn ich zu ihrer Gruppe gehören würde. Aber das geht nicht mehr. Ich hab die Chance verpasst und muss jetzt damit klarkommen, dass ich nun die Rolle der einzelgängerischen eifersüchtigen Stute spielen muss. Einzelgängerisch bin ich leider wirklich geworden. Eifersüchtig bin ich gar nicht. Aber egal.
Hazian scheint ein fröhlicher, intelligenter aber fauler Hase zu sein, der sehr ungern Sport macht, dafür umso lieber mit Hanusz über dessen Lieblingsthemen redet und gerne lacht. Er trägt die selbe Schuluniform wie Luchsa - das heißt, sie besuchen die gleiche Schule.
Luchsa ist viel sportlicher als Hazian und sogar auch als Hanusz, der gar nicht so schlecht ist. Er ist sehr stämmig und ein wenig rund. Er hat breite, starke Schultern (auf denen er Hazian vermutlich tragen könnte) und die Ärmel von seinem Hemd sind hochgekrempelt. Die Jungs an der Schule von Luchsa und Hazian tragen nämlich keine Polo-Shirts, sondern Hemden.

Manchmal hab ich das Gefühl, dass Tigia gar nicht so schlimm ist. Zu Coolheit gehört natürlich auch ein bisschen Zickigkeit dazu, aber bei ihr kommt die Zickigkeit von der obercoolen Kleidung. In der Grundschule kam sie mir wirklich wie eine Zicke vor, weil sie so schweigsam war. Aber dann stellte ich fest, dass auch das seine berechtigten Gründe hatte. Erstens war sie damals schüchtern. Zweitens wurde sie von Wolfiana unterdrückt und durfte nie das sagen, was sie eigentlich sagen wollte. Aber sie wollte nicht immer das sagen, was Wolfiana von ihr zu sagen verlangte. Deshalb sagte sie gar nichts. Auch eine Lösung. Hinzu kam, dass sie viel Druck und Stress hatte, an den sie ständig dachte. Ballett, Klavier, Mathe, Englisch. Alles am Nachmittag. Keine Freizeit. Stress pur. Null Spaß. Und diese Kurse hat sie immer noch. Übrigens: Sie findet das schon normal! Die Arme. Ihr Leben macht echt keinen Spaß. Inzwischen ist sie gesprächiger geworden, weil Wolfiana sie einigermaßen in Ruhe lässt. Und das liegt daran, dass Wolfiana ihr eigenes Ding macht und/oder sogar mit Bisoumes kooperiert. Dieser ganze Wettstreit mit Bisoumes ist sehr belastend für jemanden, der sowieso so einen vollen Kopf hat. Da bleibt keine Zeit für Freundlichkeit. Ich kann sie verstehen. Vielleicht wäre sie eine gute Freundin. Wenn ich ihr helfe, wieder auf die richtige Bahn zu kommen.

Donnerstag, 1. Mai 2025

Ponita & Wolfiana im Gymnasium: Inhalt und Vorwort

 Ponita & Wolfiana im Gymnasium

 Inhalt

 

Vorwort                                                                                       1
Kapitel 1: Ponita                                                                         4
Kapitel 2: Tigia                                                                           11
Kapitel 3: Bisoumes & Wolfiana                                             19
Kapitel 4: Hanusz                                                                      27
Kapitel 5: Ponita                                                                        33
Kapitel 6: Luchsa                                                                      45
Kapitel 7: Hasinde, Bäriko, Swana & Zebras
Kapitel 8: Feldmausina
Kapitel 9: Hazian
Kapitel 10
: Ponita

 

 Vorwort

Mit der Grundschule ist es vorbei. Ponita, Wolfiana, Hanusz und all die anderen sind jetzt stolze Fünftklässler. Inzwischen hat sich übrigens einiges verändert. In der langen Zeit, wo du Ponitas Leben nicht mitverfolgen konntest (also als sie in der dritten und vierten Klasse war), sind die Schüler gewachsen und haben sich weiterentwickelt.
Hasinde Hüpfer ist strenger und gestresster geworden, Bäriko Brumm dafür vergesslicher und fauler. Hasinde hat alleine die Leitung über die Klasse übernommen, während Bäriko nur noch 2 Mal die Woche überhaupt anwesend war.
Die Tierkinder sind stilbewusster geworden und nahmen es nun wichtig, cool zu sein. Zum Beispiel Bisoumes ist so abhängig davon, dass er das Lernen komplett vergisst und nur daran denkt, seinen Status als Klassencoolster zu erhalten. Unter anderem Tigia ist von diesem Verhalten extrem genervt. Weil sie Bisoumes so nervig findet, aber ihn nicht weniger coolheits-süchtig machen kann, gibt es für sie nur eins, wie sie seinen Zustand bekämpfen kann: Sie muss mit ihm konkurrieren. Ihm die Stirn bieten. Versuchen, cooler zu sein als er. Und das ist schwer, aber sie hat es trotzdem geschafft. Äußerlich. Obercoole Posen, breite Jeans, oversize-bauchfrei-T-Shirts, Ohrwürmer von den neuesten bekanntesten (englischen) Popsongs, Sneaker mit hohen Sohlen und zu langen Schnürsenkeln... Aber dazu kommt in diesem Buch noch mehr und genaueres.
Eine sehr wichtige Info: Feldmausina ist umgezogen und besucht jetzt die Schule, auf die auch Ponita geht!

Übrigens: Die Kapitel von "Ponita & Wolfiana im Gymnasium" sind jeweils aus der Perspektive einer Hauptperson geschrieben, damit du die Story vielleicht besser verstehst.

Falls du Interesse an diesem Buch hast, die vorigen Bände aber noch nicht gelesen hast und auch nicht lesen willst, kannst du den Buchtrailer zu "Ponita & Wolfiana/Ponita & Wolfiana in der Schule" schauen.
Hier der Buchtrailer:


(Persönliche Empfehlung der Autorin: Schau ruhig noch ein paar andere Filme von "AS Films", das ist nämlich mein YouTube-Kanal. Die Filme produziere ich zusammen mit einer Person, die regelmäßig gute Ideen für "Ponita & Wolfiana" einbringt! ☺
Der Link zum Kanal:
@ASFilms2024
Viel Sapß!)

Ponita und Wolfiana sind sich sicher, dass dein Interesse ganz bald zu ihnen zurückkommen wird (falls es überhaupt bei den Filmen ist). 😉

Viel Spaß beim Lesen!


Mai 2025

S. N.

Ponita & Wolfiana in der Schule: 10. Schulwechsel

 10. Schulwechsel

So eine schlimme Musikstunde hatte Ponita schon lange nicht mehr gehabt. Wolfiana war an diesem Tag so übellaunig, dass sie alles verwüstete - und zwar grundlos. Alle waren sichtbar genervt, auch Tigia, die das nicht verstecken konnte. Natürlich wusste Swana Quakens, dass Tigia Wolfianas Freundin war, und hielt ihr eine unnötige Standpauke. "Du bist ihre Freundin, also musst du sie stoppen! Weil du die einzige bist, die das kannst! Na los! Gleich macht sie noch mehr kaputt - jetzt tu doch mal was! Ich halt das hier nicht aus und gleich werd ich richtig wütend!", schrie sie über den Lärm, der von Wolfiana ausging, hinweg. Tigia platzte der Kragen. Sie schrie zurück: "Du bist aber die Lehrerin und ich bin sogar schon richtig wütend! Du hast hier Verantwortung und sorgst dafür, dass das nicht passiert! Außerdem hab ich nichts damit zu tun und helfe ihr gar nicht! Dazu hab ich gar keine Lust und Motivation! Schrei mich nicht so an! Und schieb mir nicht plötzlich die Schuld in die Schuhe!"
Swana Quakens' weißes Gefieder um den Kopf herum verfärbte sich vor Wut hochrot. Frustriert schnappte sie Wolfiana eine Trommel weg, die sie gerade zerstören wollte, und warf sie selbst auf den Boden. "GENUG! Ich kündige gleich! Diese Schule hab ich mir so anders vorgestellt, aber ihr randaliert ja alle bloß!" Die Musiklehrerin konnte sich kaum noch kontrollieren und drohte, Tigia gegenüber handgreiflich zu werden.
"Ich kann nichts dafür! Wir können alle nichts dafür!", rief die und focht einen inneren Kampf mit sich selbst aus, bis ihr Instinkt über ihr Gewissen siegte und sie in schreiendem Tonfall fortfuhr: "Nur Wolfiana kann was dafür! Sie ist nicht meine Freundin! Sie war es auch nie!" Tigia rannte aus dem Musikraum (vergaß, die Tür zu schließen, was sehr unvorsichtig war, da jetzt alle von dem Lärm aus dem Musikraum gestört wurden) und verschwand irgendwo im großen Schulgebäude.
Swana Quakens riss die Tür schnell zu und schlug so energisch sie konnte an den Gong. "Ruhe jetzt! Kein Chaos mehr! Ich versuche, alles zu lösen! Wolfiana, hör auf, alles zu zerstören! Ich brauche jetzt Ordnung und Ruhe!"
Wolfiana geriet in Rage. Sie ließ die Rasseln, die sie gerade in der Hand hatte, auf den Boden fallen, kickte zwei Kastagnetten weg und sprang Swana Quakens an den Hals, der sehr lang war. Bisoumes, Hanusz und Pumos zerrten sie an ihrem Rock (der bei genauerem Hinsehen löchrig und mehrmals geflickt war) nach hinten, damit sie von der Musiklehrerin abließ, und stürzten sich auf sie, als sie nach hinten fiel. Bisoumes setzte sich auf ihren Bauch, Hanusz hielt ihre Arme und Pumos ihre Beine fest. Aber eine Waffe hatte sie noch (!!!): Ihre Stimme. Sie schrie so laut, dass Ponita und Emma sich die Ohren zuhalten mussten und Swana Quakens lautstark nach Hasinde rief. Die kam sofort. Gestresst und mit sehr ernstem Gesichtsausdruck fragte sie: "Was ist los?"
Swana Quakens, Ponita, Emma, Pumos, Bisoumes und Hanusz riefen alle durcheinander: "Wolfiana nimmt sich total daneben!" "Tigia ist abgehauen!" "Wolfiana hat Frau Quakens angegriffen!" "Wolfiana hat alles verwüstet und zerstört!" "Tigia hat Frau Quakens angeschrien!" "Wolfiana hat ein Riesenchaos veranstaltet und total viel Lärm produziert! Sie hat Randale gemacht!"
Hasinde Hüpfer schloss die Augen und schüttelte den Kopf. "Ich kann gar nichts verstehen, wenn ihr alle so durcheinanderschreit. Lasst ihr jetzt bitte erst mal Swana ausreden? Danke."
Swana Quakens erzählte aufgebracht von Wolfianas vernichtend schlechter Laune und ihren Taten, dann von dem Zwischenfall mit Tigia und schließlich von Wolfianas Versuch, sie anzugreifen. Hasindes Gesicht wurde noch ernster und sie ließ den Blick zwischen der Musiklehrerin und dem Wolfiana-Jungs-Bündel hin -und herschweifen. Die Jungs räusperten sich und wurden etwas verlegener. Sie hatten Wolfiana wirklich nicht gut zugerichtet. Was, wenn Hasinde Hüpfer sich auf Wolfianas Seite stellte? Dieser Gedanke war sogar gar nicht abwegig, denn bei Hasinde konnte man nie wissen. Vor allem, wenn die Lage so ernst war wie jetzt. Alle warteten gespannt und still, dann sahen sie, wie die Wut in Hasinde hochstieg, und sie hörten, wie sie donnerte: "Wolfiana Kremlin, du bekommst einen Schulverweis! Dein Verhalten ist ungebührlich und Bisoumes, Pumos und Hanusz haben dich zu Recht gebändigt! Mit Tigia werde ich noch mal reden... Aber bei dir ist es noch viel schlimmer! Du hättest Swana töten können! Los, Marsch, steh auf, aber schnell, ich rufe deine Eltern an und du kommst brav mit und erzählst ihnen alles... Auch den Grund für deine schlechte Laune, falls es überhaupt einen gibt, was ich hoffe! Denk doch mal nach über das, was du tust! Du bist eine Bedrohung für die Schule und von dieser fliegst du jetzt!" Sie packte Wolfianas Arm und zerrte sie mit wutverzerrtem Gesicht aus dem Musikraum. Als sie draußen waren, warf sie die Tür krachend zu und ließ den Rest allein.

Wie es mit Wolfiana weiterging, wusste Ponita nicht, jedenfalls holten ihre Eltern sie nicht ab und so musste Wolfiana den ganzen langen Heimweg alleine nach Hause laufen. Sie sah SEHR unzufrieden aus. 

Als sie außer Ponitas Sichtweite war, meinte diese ein leises Gewinsel und Geschimpfe zu hören. Ganz bestimmt kam es von Wolfiana.

Anscheinend hatte Wolfiana es aber nach langer Diskussion doch noch geschafft, auf der Schule zu bleiben, denn am nächsten Tag erschien sie seltsamerweise wieder zum Unterricht.
Nun, Ponita würde es wohl nie wirklich schaffen, Wolfiana loszuwerden, doch bestimmt würde sie es schaffen, sie entweder zur Vernunft zu bringen oder nichts mehr mit ihr zu tun zu haben.
Denn es besteht immer Hoffnung...

 

ENDE

 

Ponita & Wolfiana im Gymnasium: 5. Ponita

5. Ponita Die neue Freundschaft mit Hazian und Luchsa Gerade ist Mittagessen. Die Mensa ist oben, deshalb müssen wir innerhalb der Schule im...